Emotional instabile Beziehungen erkennen und Wege aus der Verstrickung finden.
Destruktiven Beziehungen beinhalten meist ein großes Gefälle zwischen autonomen und gemeinschaftlichen Tendenzen und Bedürfnissen. Sie erhalten ihren Bestand meist nicht durch eine freie Entscheidung zu Verbundenheit, sondern durch emotionale Verstrickung und Abhängigkeit.
In jeder Beziehung gibt es Meinungsverschiedenheiten und Konflikte und da kann es auch mal laut, oder heftig werden. Der Unterschied zwischen konstruktiven Partnerschaften und destruktiven Beziehungen liegt weniger in der Häufigkeit und Intensität von Konflikten, als in dem Fehlen von Einsicht und Versöhnung nach einem Streit. Der Grund dafür ist der Machtkampf, der oft hinter den Kulissen tobt und der einer Versöhnung im Weg steht. Die Machtposition darf um keinen Preis auf gegeben werden.
Destruktive Beziehungen folgen oft einer ähnlichen Beziehungsbiografie und sind meist hoch emotional. Zu Beginn, scheint man im gemeinsamen Himmel angekommen, der Partner ist fast zu perfekt, um wahr zu sein. Meist liegt es daran, dass es auch nicht wahr ist. Denn der Höhenflug zu Beginn, hat weniger mit tiefer Liebe und Verbundenheit zu tun, als mit Idealisierung, die Sie auf ein unerfüllbares Podest hebt. Destruktive Beziehungen leiden oft an unerfüllbaren Idealvorstellungen, die sich nicht in die Realität fügen lassen. Statt sich aber auf den Weg zu machen, die Realität aus eigener Kraft Schritt für Schritt zu verändern, bleiben sie in unerfüllbaren Forderungen stecken, die Realität und der Alltag müsste so SEIN, wie man es sich wünscht.
So kommen die ersten Auseinandersetzungen oft wie aus heiterem Himmel und man fragt, sich wie das nur passieren konnte. Aber das war vermutlich nur ein schlechter Tag und man will nicht aus der Mücke einen Elefanten machen. Es ist so schön zusammen und die Sehnsucht nach dem emotionalen Höhenflug, lässt diesen eigenartigen Streit schnell wieder vergessen. Aber mit der Zeit werden die schlechten Tage häufiger und man fragt sich immer öfter, was da eigentlich passiert. Die Gründe dafür, dass es wieder einmal dicke Luft gibt scheinen vage und nicht zu greifen. Man versucht immer intensiver, alles dafür zu tun, um zumindest ab und zu wieder an das anfängliche Gefühl der Verbundenheit an zu docken. Meist vergeblich …
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Dann sind Sie vielleicht in die Falle eines(r) Gefühlstäters/TäterIn gegangen. Vielleicht haben Sie auch schon an Narzissmus, oder Egoismus gedacht.
Das ist ein sehr hartes Wort für jemand, den man liebt. Zu erkennen, dass es sich um emotionale Gewalt handelt, die Ihnen widerfährt, ist die einzige Möglichkeit, um aus der destruktiven Dynamik zu entkommen. Das muss nicht zwingend auch das Beziehungsaus bedeuten, sehr wohl aber gibt es eine dringliche Aufforderung, etwas Grundlegendes zu verändern.
Eines der größten Probleme – im Zusammenhang mit emotionaler Gewalt liegt darin, dass es sehr schwierig ist, diese subtile und verdeckte psychische Gewalt zu erkennen. GefühlstäterInnen sind in der Regel hoch intelligent, wortgewandt, sensibel und empathisch. Zumindest eine Seite von ihnen.
GefühlstäterInnen verlieren selten bis nie die Beherrschung. Sie bringen andere dazu aus zu rasten – nur ein von vielen Methoden, um zu beweisen, dass immer die anderen Schuld an den Problemen sind. Gefühlstäter sind hoch manipulativ und ihre Methode, andere zu dominieren wirkt subtil und in kleine Dosen, an der richtigen Stelle.
Welche Methoden verwenden Gefühlstäter?
KLEINE BEMERKUNGEN:
Schwarzer Humor, Sarkasmus und Ironie sind an der Tagesordnung. Seltsamer Weise sind Sie die beliebteste Zielscheibe, vor allem vor Freunden und Bekannten. Diese kleinen Witzchen können Sie doch nicht ernsthaft verletzen – ist doch lustig, nicht? Und wenn ihnen das Lachen mit der Zeit vergeht, dann ist das nur ein Zeichen ihrer Humorlosigkeit.
KRITIK WIRD IN ALLGMEINGÜLTIGKEITEN VERPACKT.
GefühlstäterInnen greifen selten zu offener Kritik. Statt dessen reicht es, die Augenbraue zu heben, oder leise zu grummeln. Denn Sie wissen längst, dass auf so eine kleine Geste eine Zeit folgt, in der Sie mit Ignoranz und Missachtung gestraft werden. Er kritisiert auch nicht direkt Sie, sondern den Umstand, dass die Kinder zu laut sind, die Wohnung zu unordentlich ist, oder sie zu oft mit Freunden unterwegs sind. Es ist ja Ihre Schuld, wenn er sich so einfach nicht wohl fühlen kann und schlechte Laune hat.
NÄHE UND DISTANZ.
Das “Komm her – geh weg“ Spiel dient dazu, den Partner über Liebes,- und Aufmerksamkeitsentzug zu steuern. Wenn Sie nicht tun, was er/sie möchte, dann werden GefühlstäterInnen so lange auf Distanz gehen, bis Sie ihr Verhalten ändern.
MÖGLICHKEITEN OHNE FUNDAMENT.
Natürlich ist der Gefühlstäter/in daran interessiert, Sie ihn ihrem Fortkommen und Wachstum zu unterstützen. Dummer Weise, fallen Ihre Pläne immer mit etwas anderem zusammen, das Sie nur gemeinsam erledigen können. Er/sie freut sich ja so, dass Sie etwas für sich tun, auf die Idee, ihnen dafür etwas anderes abzunehmen, kommt er/sie allerdings nicht.
Und wenn doch, dann werden sie es für die nächsten Jahre bei jeder Kleinigkeit zu hören bekommen, wie sehr er/sie damals unterstützt hat und dass Sie es nicht damit übertreiben sollen, ihn/sie aus zu nutzen.
ES GIBT DUTZENDE VARIATIONEN VON FALSCH.
Was gestern noch richtig, war kann heute schon ganz anders sein. Wenn er/sie mal wieder schlechte Laune hat, findet er/sie einen Grund Ihnen ihre Schlechtigkeit vor Augen zu halten. Nehmen Sie sich Zeit für den Haushalt, sind sie lieblos und kalt. Lassen Sie den Haushalt liegen und widmen sich dem Partner, sind Sie nicht in der Lage den Haushalt auf die Reihe zu bekommen.
Es geht Gefühlstätern/innen nicht um das Finden von Lösungen, sondern darum den anderen zu destabilisieren um die Kontrolle/ Macht zu behalten.
LIES MEINE GEDANKEN.
GefühlstäterInnen gehen davon aus, dass andere in der Lage sein müssten, doch nun endlich zu wissen, wie man ihn/sie richtig zu behandeln hat. Wenn, Sie wirklich lieben könnten/ wüssten was Liebe ist/ ihn(sie) wirklich lieben würden, dann wären Sie in der Lage seine/ihre Wünsche zu erkennen, ohne dass er/sie immer darauf hinweisen muss.
Sollten Sie auf die Idee kommen, danach zu fragen, was er/sie braucht ist das nur ein weiteres Zeichen Ihrer NICHT-Liebe.
ZWEIERLEI MASS.
GefühlstäterInnen erwarten weitaus mehr vom Anderen, als sie selber zu geben gewillt sind . Der Punkt ist aber leider, dass es nie genug sein wird. Ist eine Forderung erfüllt, taucht die nächste auf – die dem Gegenteil der ersten entspricht. Es geht nicht um Liebe, oder Lösungen, sondern um Macht. Auf der anderen Seite ist das, was sie sich zu Schulden kommen lassen, ist in keinster Weise mit Ihrem Verhalten zu vergleichen.
Denn die Gründe für sein/ihr Fehlverhalten liegen ja nur daran, dass Sie so wenig Liebe zu geben im Stande sind. Es ist also angemessen, während Ihre Entgleisungen immer ein Zeichen Ihrer Unzulänglichkeit sind.
MITGEFÜHL KENNEN SIE NUR SICH SELBST GEGENÜBER.
Sollte es Ihnen einmal schlecht gehen, oder Sie von den Anstrengungen der Beziehung ausgelaugt und erschöpft sein, dann ist Mitgefühl das Letzte, das Sie erwarten können. Statt dessen werden Sie hören, dass Sie sich nicht so anstellen sollen, nur mehr eine Belastung sind, doch endlich mal selbstständiger werden sollen, oder seine/ihre Energie vernichten.
Vor Allem, wenn ihre Befindlichkeit in direktem Zusammenhang mit seinem Verhalten stehen.
Es kann doch nicht sein, dass Sie sich verletzt davon fühlen, wenn er/sie ungeniert vor Ihren Augen flirtet, Sie immer müder werden während Sie sich für die Erfüllung seiner/ihrer Bedürfnisse zersprageln, oder Sie irritiert sind, weil er/sie wieder einmal eine für Sie wichtige Veranstaltung verlassen musste, weil es ihm/ihr plötzlich nicht mehr gut geht.
Nicht sein/ihr Verhalten ist das Problem, sondern Ihre Gefühle.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Gefühlstätern/innen oft nicht bewusst ist, wie destruktiv ihr Verhalten ist.
Meist gibt es in ihnen eine tiefe Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, die sie nicht absichtlich torpedieren. Destruktives Verhalten ist selten in Bösartigkeit gegründet, sondern eher in einer großen inneren Hilflosigkeit, die sie durch Macht und Kontrolle kompensieren wollen. Zusätzlich sind sie oft von großen Selbstzweifeln, Selbsthass und Ängsten geplagt, die sie auf den Partner übertragen, um sie dort zu bekämpfen.
Nicht in jedem Fall ist es möglich, oder sinnvoll die Beziehung zu erhalten. Emotionale Gewalt hinterlässt tiefe Spuren in der eigenen Persönlichkeit und kann eine Grenze überschreiten, wo das eigene Wohlbefinden über den Beziehungserhalt gestellt werden muss. Destruktive Beziehungsmuster zu lösen ist meist ein Prozess, der einen längeren Zeitraum braucht und in den seltensten Fällen ohne Rückschläge, oder Umwege zu bewerkstelligen. Er kann nur gelingen, wenn beide Partner dazu bereit und vor allem Willens sind, diesen Weg auf sich zu nehmen.
Eine destruktive Beziehungsdynamik zu lösen bedeutet beide Partner zu ERMÄCHTIGEN. Für den Machtmissbraucher geht es darum, sich mit der eigenen Schwäche und Unzulänglichkeit zu konfrontieren und diese als natürlichen Teil seiner Persönlichkeit annehmen zu können, statt diese Anteile auf den Partner zu projizieren, um sie dort zu bekämpfen. Innere Stärke braucht keine äußere Macht.
Für das Opfer von Machtmissbrauch geht es darum sich der eigenen Stärke bewusst zu werden und in die Loyalität zu sich selbst zu gehen. Grenzen zu ziehen ist nur möglich, wenn jemand Halt und Kraft aus sich selbst schöpfen kann.
Lesen Sie auch Streit oder Machtkampf.
Sehr informativer Artikel, die vielen Schrägstriche und falschen Satzzeichen
machen das Lesen unnötig schwer.
Hier kann verbessert werden.
Vielen Dank für diese anschaulichen und einfühlsamen Erläuterungen.Ich bin seit Ende letzten Jahres von einem solchen Misshandler/ Gefühlstäter getrennt.Der Artikel war enorm hilfreich mich in meinem Gefühl zu bestätigen,das ich nicht „verrückt“ bin oder mir das alles nur „einbilde“ ,wie mein *** mir immer weiß machen woltte.
Ich habe meine letzten 7 Jahre in einer destruktiven Beziehung verbracht und habe bis Samstag letzte Woche, als ich das erstmals davon hörte, nicht gewusst, was in unserer Beziehung überhaupt los war!
Danke für diesen tollen, informativen Bericht. Ich und auch meine Ex haben uns zu 100 % hier wieder erkannt und können jetzt eine Therapie mit den Erkenntnisse beginnen! Aber geflasht hat es mich schon, seinen eigenen Defizite so deutlich aufgezeigt zu bekommen! Das Tut weh, befreit aber auch ungemein!
Drücke Euch die Daumen, dass alles gut funktioniert und Ihr wieder eine schöne und “ Normale“ Partnerschaft führen könnt, aber nur wenn Ihr sie mir auch drückt ;-). Alles Gute
Super Artikel, habe nach fast 30sig Jahren und 7Kindern erst erkannt, dass nicht ich die psychisch Kranke mit der schweren Kindheit bin, wie mein Mann mir und den Kindern immer eingeredet hat, sondern er. Selbst bei einer Paartheraphie ,vor 6 Jahren, hat er die Therapeuten (naja, christliche Seelsorger) von seinem Nichtsahnen was er mir und den Kindern angetan hat, überzeugen können und mit der „Lebensübergabe an Jesus“ scheinbar ein neues Leben beginnen wollen. Als sichtbares Zeichen wollte er mit mir unbedingt noch ein Kind haben, denn er wollte ja alles noch mal anders erleben. Das Kind ist jetzt fast 4 Jahre und ich liebe es natürlich, aber ich bin jetzt nicht mehr angebunden an allabendliches Stillen, und hab ein klein bisschen mich selbst wiederentdeckt und schon geht alles, aber auf einer viel intelligentere Art und Weise von vorn los. Zwischendrin gab es auch Konflikte, aber wir haben uns immer wieder erholt, inzwischen bin ich selbst so depressiv, dass ich fast nichts mehr auf die Reihe kriege und mein eigenes Leben in Gefahr sehe, zum Glück kommt da immer noch das Verantwortungsbewusstsein ! Aber eine Trennung mit Haus und Kindern ?
Liebe Marie,
Wenn Sie es nicht bereits getan haben, suchen sie sich professionellen Hilfe! Es ist nicht ihre Aufgabe ihren Mann zu retten, kümmern Sie sich um sich selbst, damit helfen sie auch Ihren Kindern langfristig am meisten! So, schwer ihre Situation auch sein mag, es gibt immer Hilfe wenn man darum bittet. Ergreifen Sie Initiative anstatt die Situation „einfach“ zu ertragen. Emotional schwierige Beziehungen machen jeden krank und müde auf Dauer, aber auch wenn ihr Mann sich ihnen destruktiv gegenüber verhält, müssen sie es selber nicht tun. Letztendlich, bleiben sie ein selbstbestimmter Mensch, ganz egal was ihnen die Umwelt suggeriert. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Erfolg auf ihren Weg!
Mit freundlichen Grüßen
C.
Guten Abend,
vielen Dank für den Artikel. Auch ich sehe mich einem Gefühlstäter gegenüber ausgesetzt. Bis dato haben sich nur Frauen hier zu Wort gemeldet, aber es gibt auch Männer mit solchen Tyrannen zuhause.
Was für mich zuweilen kaum begreiflich ist, ist diese Dynamik. Ich bin 5 Jahre in einer Beziehung, die immer unerträglicher wird.
Für mich sollte der Begriff umfirmiert werden in: „Gefühlsterroristen“
Allen da draußen viel Glück beim Exit!
Viele Grüße,
Chris
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Hallo,
ich denke, ich bin mit einem Gefühlstäter zusammen. Ich denke, wir haben eine destruktive Beziehung. Ich denke, wir haben ständig Machtkämpfe. Ich denke, ich bin kein Gefühlstäter, aber wer weiß … Jedenfalls macht mein Gefühlstäter mir das Leben in der Beziehung schwer.
Was kann ich jetzt tun? Außer Gehen. Welche Möglichkeit gibt es, beim ihm an einer Lösung zu arbeiten? Welche Vorgehensweise würden Sie empfehlen? Wenn ich ihm den Artikel zeige, dann sagt er entweder, interessante Sichtweise, oder er sagt, er erkennt sich darin nicht wieder, oder ich bin an allem Schuld, weil Einsicht ist ja nicht möglich.
Ich bin verzweifelt und ernüchtert mittlerweile. Früher habe ich die „Schuld“ immer schön auf mich genommen. Das war problemlos für ihn. Da hatte ich dann weniger Probleme in der Beziehung, aber bin mir selbst ziemlich abhanden gekommen. Mittlerweile nehme ich diese „Schuld“ nicht mehr auf mich, und die Probleme in der Beziehung reißen nicht ab. Ständig Streit – der kein Streit mehr ist, der ist ein Machtkampf. Ich bin auch mutiger geworden, und wage zu behaupten, dass er einen großen Anteil an dem Debakel hat. Früher habe ich mich das nicht getraut. Ich dachte, dass sei ignorant von mir. Ich möchte auch nicht klingen, als würde ich die Schuld auf ihn abwälzen wollen … Nur, es gibt Dinge, die sind komisch an ihm, die sind problematisch durch ihn und seine Denkweise und seine verdrängten Ängste, und die SIND nunmal sein Anteil. Wie kann ich ihn darauf hinweisen, ohne auf die Ignoranz-Schiene zu kommen, dass ich ihm die „Schuld“ zuschieben würde … verstehen Sie, wie ich das meine? Es ist so verzwickt auszudrücken.
Hinsichtlich einer psychologischen Beratung, welche Form würden Sie empfehlen? Ich selbst bin am Ende einer Analyse. Würde eine wöchentliche Paarberatung Sinn machen? Eigentlich finde ich, er sollte mal eine Analyse machen. Macht er natürlich nicht. Schuld bin ja ich.
Wahrscheinlich ist es besser, ich verlasse die Beziehung. Wenn sich sonst keine Hilfe auftut, werde ich das zu gegebener Zeit auch machen, denn es hat ja keinen Sinn für mich und hat ja auch mit Liebe, Fürsorge und Miteinander nichts mehr zu tun, zumindest nicht in meine Richtung …
Verzweifelte A.